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Mensch, wo bist Du?

Mensch, wo bist Du?

Installation zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2009 in der St. Ansagri-Kirchengemeinde Oldenburg
Esther Olsen-Velde, Michael Olsen

Material: Tisch, 150 cm x 75 cm x 70 cm (LxBxH), weiß/rohes Holz, Tischdecke, Geschirr, Besteck, 1 x Banner 600 cm x 95 cm

Themen: Nahrung, Nahrungsverteilung, Armut versus Reichtum, Überfluss und Hunger, "Wo lebe ich?"

Beschreibung der Installation:
Die Brüstung der Chorempore, im Rücken der Kirchbesucher, werden mittels eines bedruckten Banners verhängt.

Diese Banner sind mit der Ansicht eines ausgetrockneten Flussbetts -getrockneter, aufgesprungener, lehmartiger Erdboden- gestaltet (siehe Foto).

Ein Tisch wird derart auf = vor das Banner der Chorempore gehängt, dass die Beine auf dem senkrecht hängenden Banner "stehen". Damit ist auch die Tischplatte des Tisches quer-senkrecht. Die Besucher der Kirche können somit die Tischplatte in ihrer Draufsicht sehen.

Dieser Tisch ist derart gestaltet, dass seine linke Hälfte reichhaltig mit weißem Geschirr, Silberbesteck, Weingläsern und weißer Tischdecke, die andere Tischhälfte -rohes, raues Holz, braun, ärmlich- dagegen ohne jeglichen Tischbelag mit einer leicht verbeulten Blechschale als Essgeschirr und einem in dieser Essschale steckenden leicht verbogenem Blechlöffel gestaltet ist. Es handelt sich bewusst nur um einen Tisch, um darzustellen, dass alle Menschen "an einem Tisch" sitzen, in einer gemeinsamen Welt leben. Der Tisch wird ohne verderbliche Nahrungsmittel gedeckt, es ist nur für ein Mahl gedeckt.

Mensch, wo bist Du?Die Tischdecke ist mittels eines speziellen Verfahrens plastiniert. Sie ist hart und steif und fällt von der Tischplatte zu den Beinen, so, also ob der Tisch wie gewöhnlich auf dem Fußboden steht. Geschirr und Besteck sind sicher und unsichtbar befestigt.

Die Installation wird ohne jegliche Beeinflussung der mit Holz vertäfelten Brüstung montiert. Die Installation wird mittels speziell angefertigter, nicht sichtbaren Halteklammern von oben über den Brüstungsrand abgehängt. Jegliche Beschädigung und Gefährdung ist ausgeschlossen.

InstallationDiese Arbeit nimmt in der künstlerischen Sprachform einer Rauminstallation auf die Verteilung der Nahrungsmittel auf dem Globus Bezug. Überfluss wird Hunger gegenübergestellt.

Der Titel der Arbeit "Mensch, wo bist Du?" spricht den Besucher der Kirche mit einer an ihn direkt gerichteten Frage an und führt ihn somit zu einer sich selbst gegebenen Antwortfrage auf diese Frage: "Wo bin ich?"

Konzeption: Bei der Installation "Mensch, wo bist Du?" handelt es sich um einen Beitrag zur Thematisierung der unterschiedlichen Verteilung von Nahrungsmitteln auf der Welt: Hunger versus Überfluss, Luxus versus Armut.

Den Besuchern der Kirche soll durch die Installation auf einladend-provozierende Art dieser Umstand visualisiert werden. Die neben dem Tisch stehenden Stühle sollen den Besuchern die an sie gerichtete Fragestellung "Mensch, wo bist Du?" zur autosuggestiven Antwort "Wo bin ich?", Wo sitze ich?" verleiten.

Das hinter dem Tisch und den Stühlen aufgehängte Banner jedoch wird den Besuchern einen deutlichen Eindruck darüber vermitteln, dass alle Menschen auf der gleichen Lebensgrundlage leben und diese gerecht und zum Wohl aller Menschen verteilt werden muss.

Die Darstellung des ausgetrockneten Bodens -das Zeichen für Wassermangel und Trockenheit, Dürre, Armut- auf den Bannern vor den Brüstungen vermittelt die Gefahr für die Menschheit: Wassermangel geht uns alle an! Die Schöpfung zu bewahren heißt, die derzeit auf der Welt vorherrschende und sich ausbreitende Situation mit Hunger und Überfluss sowie Armut und Reichtum zu überwinden.Daran müssen sich besonders die Menschen der reichen Nationen und die in ihnen wohnenden Menschen beteiligen.

Wir möchten die Besucher mit dem Titel des Kirchentags 2009 direkt ansprechen, zu selber entscheiden lassen, wo sie stehen, wo sie sitzen, ob der derzeitige Weltzustand ethisch vertretbar ist.

Dabei ist es Bestandteil des Konzepts, dass der Tisch und die Stühle an der Emporenbrüstung der Chorempore, also im Rücken der sitzenden Gottesdienstbesucher, angebracht ist.

Der zentrale Bestandteil der Installation, der Tisch und die beiden Stühle, sind erst beim Hinausgehen aus der Kirche sichtbar. Der Anblick der Installation wird den Besuchern bei Verlassen der Kirche auf den Weg "nach draußen", in den Lebensalltag mitgegeben.

Und während des Gottesdienstes liegt das angesprochene Problem im Rücken, es drückt uns, es verfolgt uns, es lauert im Rücken, hinter uns allen Menschen.

Oldenburg, im Januar 2009